Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Thüringer Allgemeine, Dienstag, 24. Juni 2003
Beherrschte Gewalt der Worte
LANGEWIESEN (it)

In seiner Geburtsstadt Langewiesen ehrten genau am 200.Todestag Bürger und
Gäste Johann Jacob Wilhelm Heinse auf besondere Weise. Nach einer mit
Veranstaltungen reich gesegneten Festwoche wurde am Sonntagabend ein dem
Dichter, Wissenschaftler und Menschen Wilhelm Heinse gemäßer Höhepunkt
gesetzt. Mit einer tief beeindruckenden und äußerst facettenreichen Soiree,
die von zwei großen Bühneninterpreten Peter Sommer und Friedhelm Eberle gestaltet wurde. Peter Sommer, der in Langewiesen geborene und aufgewachsener Pianist – seit 1994 ist er als erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Nationaltheater Mannheim tätig – feierte sein Wiedersehen mit den Langewiesenern. Der große Mime Friedhelm Eberle – er ist seit 1962 am Schauspielhaus Leipzig engagiert und war zuletzt als „König Lear“, wie auch
in Film und Fernsehen zu erleben. – war die treffendste Wahl, durch Lesung originaler Heinse-Texte den Dichter und Kunstsachverständigen Wilhelm Heinse, der mit Goethe, Lenz, Klinger in die Reihe der damals „jungen Genies“ gehört, für zwei Stunden ins Leben und seine Heimatstadt zurück zuholen. Bis auf den allerletzten Platz war der Rathaussaal mit Zuhörern aus nah und fern gefüllt, die Bürgermeister Horst Brandt herzlich willkommen hieß. Peter Sommers Begrüßung der Gäste am Flügel war der präzise artikulierte Vortrag der Polonaise D-Dur von Friedemann Bach. Nach Vorstellung eines kurzen biographischen Abrisses rezitierte Friedhelm Eberle Heinses Gedicht „O du Natur“. Dieses Selbstzeugnis seiner Herkunft: „Du wurdest im Mai empfangen, im Februar geboren“ zeigte Heinses selbstverständlichen Umgang mit den Phänomenen des Lebens. Nichts anderes als die Natürlichkeit aller Dinge und jedes Seins beeindruckte den Dichter. Bis zu seinem Lebensende war diese Sichtweise Triebfeder seiner Schaffens. Mit beherrschter Gewalt der Worte stellte Friedhelm Eberle im exzellenten Vortrag von Textstellen aus dem Renaisance-Künstlerroman „Ardinghello“ und von Gedichten Heinse auch inhaltlich in einer Weise vor, was für für manch einen Besucher ein Ersterlebnis gewesen sein dürfte.
Zwei Bühnen-Interpreten ehrten Heinse in Langewiesen
Soiree: Musiker Peter Sommer und Mime Friedhelm Eberle widmeten Heinse die Soiree zum 200. Todestag.
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J.J.Wilhelm Heinse
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