Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Thüringer Allgemeine, vom 17. Februar 2003
An seinen Werken sollt ihr euren Heinse erkennen
Eröffnung des Heinse-Jahres 2003 in Langewiesen
LANGEWIESEN(it)
„Langewiesen öffnet sich der Welt und steht nun in einer Reihe mit den Städten Mainz und
Aschaffenburg.“ Der Vorsitzende des Heinse-Freundeskreises in Langewiesen,
Horst-J. Schadwinkel, wertete zu Recht die Auftaktveranstaltung zum Heinse-Jahr 2003
in dieser Weise. Am Samstag widmete sich die Geburtsstadt des Dichters, Philosophen
und Kunstwissenschaftlers Johann Jacob Wilhelm Heinse mit einer Gedenkveranstaltung
im Heinse-Park zu Ehren des am 15. Februar 1746 Geborenen und mit einem musikalisch-
literarischen Abend im Rathaus ihrem großen Sohn. Die würdevolle, realistische und feinsinnig
humorige Weise, wie zum Vortrags- und Liederabend über den Roman „Hildegard von Hohenthal“
Wilhelm Heinse den knapp 100 Gästen im voll besetzten Rathaussaal nahe gebracht wurde,
war erstmalig und somit ein bleibendes Kulturerlebnis. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“
Dieses geflügelte Wort wurde mit dem gut zweistündigen, aber in jedem Augenblick
kurzweiligen Programm abgewandelt und hätte lauten können: „ An seinen Werken sollte ihr euren Heinse erkennen.“
Christoph Schwandt, Chefdramaturg an der Kölner Oper, stellte den Roman Heinses „Hildegard von Hohenthal“ vor. Das Werk sei deshalb nicht in der Versenkung verschwunden und habe die Zeiten unbeschadet überdauert, weil es sich mit Musik beschäftigt.
Für Musikwissenschaftler sind die Ausführungen Heinses, hebt man diese der von dem Zeitgeschmack verpflichteten
Romanhandlung ab, bis heute eine Fundgrube musiktheoretischer und musizierpraktischer Betrachtungen. Der Romanhandlung moderierend folgend, erzielte die Darstellung durch Zitate aus dem Buch, ergänzt durch Musik und Gesang, eine die Zuhörer tief beeindruckende Wirkung. Rezitator Martin Neubauer aus Bamberg und die exzellent agierende Frankfurter Opernsängerin Gebriele Hierdeis, begleitet von Thorsten Larbig am Flügel, boten überzeugend ihre Gesangs-, Musizier- und Vortragskunst dar. Christoph Schwandt gelang es durch geschickte Textauswahl, Heinse als eine blutvollen, humorigen Menschen darzustellen, der in vielem
seiner Zeit voraus war. Mit diesem Abend bekamen die Langewiesener ihren Wilhelm Heinse wahrlich wieder geschenkt.
Die Künstler ließen sie ihre große Dankbarkeit, die Bürgermeister Horst Brandt verbal ausdrückte,
hautnah erlebbar spüren.
J.J.Wilhelm Heinse