Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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Thüringer/Ilmenauer Allgemeine, 2. Dezember 2000
Heinse als Freigeist zur Feier von Sinnengenuss und Emanzipation des Fleisches
Musikwissenschaftler Schwandt referierte vor dem Freundeskreis in Langewiesen
Langewiesen (it)
Einen Heinse-Abend von vortrefflichem Format präsentierte vergangenen Freitag der Heinse Freundeskreis seinen Mitgliedern und Gästen. ChristophSchwandt,ausgewiesener Musikwissenschaftler, Dramaturg und Autor, referierte zum Thema: „Wilhelm Heinse und die Musik –der Musikroman Hildegard von Hohenthal“. Erst Mitte der 90er Jahre kam Christoph Schwandt zu einer vertieften Beschäftigung mit Heinse, der in der Musikwissenschaft als Autor eine bedeutende Rolle spielt. Er hat den ersten Musikroman 1795/96 überhaupt geschrieben und damit eine neue Gattung in der deutschen Literatur geschaffen.
Die Romanhandlung – eine Liebesgeschichte zwischen dem Musiker Lockmann und der adligen Sängerin Hildegard von Hohenthal – bildet den mehr oder minder unterhaltsamen Rahmen für musikwissenschaftliche und musiktheoretische Betrachtungen, deren Bedeutung bis heute unbestritten ist. Seinen Stoff schöpfte er aus der Italienreise, wo er die italienische Oper erlebte, der er voller Begeisterung zugetan war.
Damit die italienische Musik dieser Epoche nicht der Vergessenheit anheim fiele, bemühte sich Heinse um die Bewahrung im Roman. An musikalischen Beispielen demonstrierte Christoph Schwandt den Unterschied italienischer Musizierweise, die kapriziös und leidenschaftlich klang, im Gegensatz zu Händels Art des Musizierens, wo sich der herzlich deutsche Charakter darstelle. Textbeispiele aus dem Roman zeigten die profunden musiktheoretischen Kenntnisse Heinses. Ein Rechenexempel mit Notenwerten ließ die Zuhörer staunen. Dass solche Exkurse in die Musiktheorie
die Leser damals wie heute kaum begeistern konnten,sei verständlich, meinte Christoph Schwandt. Doch Heinse wäre nicht der Freigeist, der laut Brockhaus, „wie kein anderer seiner Zeit den Sinnengenuss, die Emanzipation des Fleisches feierte“, hätte er nicht noch anderes zu bieten. So beschreibt er eine Badeszene Hildegards, die Lockmann im Liebeswahn mit dem Fernrohr beobachtet. Seine Leserschaft machte Heinse mit zu damaliger Zeit ungewöhnlichen,freizügigen Schilderungen zu Voyeuren, was ihm kaum öffentlichen Ruhm einbrachte. Falsch sei es jedoch, Heinses Persönkeit auf plakative Zitate zu rereduzieren, die erotische Anspielungen enthalten. Solche, wie: „..die bloße Vocalmusik sei das, was in den bildenden Künsten das Nackende ist“ würden von Kennern nur zu gerne vorgezeigt. Der Referent hatte zwei Dutzend Zuhörer, die neue Seiten der Persönlichkeit Heinses kennenlernten.
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J.J.Wilhelm Heinse
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