Mutter Erde! Tränk in meiner Aue
Deine Kinder nun mit frischem Thaue,
Und erquicke diese lechzende Flur!
Selig ist der Unschuld die Natur!
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.... Im zeitgeschichtlichen Rückblick erinnerte er an die Kinderjahre Heinses in Langewiesen und auch an den Interessenskonflikt zwischen Mutter und Sohn. Sie hätte wohl lieber, im Gegensatz zu zum Vater, einen tatkräftigen Helfer im Haus und in der Wirtschaft gehabt, als einen Musikus und hochbegabten Schüler, der von seinem Gehrener Lateinlehrer, bei dem der kleine Heinse keine Stunde ausließ, höchstes Lob erntete. Günter Schmidt konnte da einige Parallelen zu seinem eigenen Leben ziehen und zu Auffassungen seiner Großeltern, die um 1870, also 100 Jahre nach der HeinseZeit, geboren wurden.
Günter Schmidts profunder Vortragstext wird ins HeinseArchiv gegeben. Ein Nachlesen in Ruhe verspricht ein zu 100 Prozent Gewinn bringendes Erlebnis.
Thüringer Allgemeine, vom 24. Juni 2006
Wechselvolles Verhältnis
Wilhelm Heinse konnte sich von seinem
„ungeliebten Lehrer" Christoph Martin Wieland nie lossagen
Langewiesen (et).
Mit seinem Vortrag am Freitagabend unter dem Titel
„Wilhelm Heinse, neugieriger Dilettant" machte er nicht
nur das Dutzend Heinse-Freunde neugierig, sondern
forderte sich selbst zu einer heinseforscherischen
Leistung heraus, die uneingeschränkte Hochachtung verdient. Um den gut einstündigen, kurzweiligen Vortrag zusamenzustellen, musste sich Günter Schmidt, wie es üblicherweise nur bezahlte Wissenschaftler oder unbezahlte Enthusiasten tun, lesend durch tausende Seiten der beiden Nachlassbände, der anhängenden Erläuterungen und Begriffsapparate und der von Heinse in Altgriechisch, Französisch, Lateinisch und Italienisch geschriebenen und mochte dessen Talent sehr.Das Lehrer-Schüler Verhältnis wandelte sich im Laufe der Jahre insofern je eifriger Heinse seine eigenen Wege ging. In seiner direkten Art hatte Heinse in mancher Periode des vielen Wechseln unterworfenen Verhältnisses für Wieland Ironie und Spott übrig, wenn er sich über dessen Werke und die darin vertretenen Auffassungen einer alt gewordenen Generation äußerte. Besonders über das, was Wieland über die Liebe schrieb — er hatte damals den Ruf eines frivolen Dichters — ging Heinse weit hinaus und forderte den uneingeschränkten Liebesgenuss. Er verlor aber nie die Achtung vor Wieland, den er als weisen Sokrates Deutschlands bezeichnete. „Von seinem ungeliebten Lehrer, dem er so viel zu verdanken hatte, konnte sich Heinse nicht lossagen", resümierte Günter Ehrling, dem für die unterhaltsame Bildungsstunde in Sachen Heinse mit Beifall gedankt wurde. Eine Exkursion zu Wielands Grab und der Gedenk- und Forschungsstätte in Ossmannstedt will sich der Heinse-Freundeskreis für das kommende Frühjahr vornehmen.
J.J.Wilhelm Heinse